DSH Beispiel 3
DSH Beispiel Tu Clausthal
I. HörverstehenEnergie aus Pflanzen – eine Alternative zu fossilen Energieträgern?
Der Energiebedarf in Deutschland wird heutzutage hauptsächlich durch fossile Energieträger, also durch Erdöl, Kohle und Erdgas, gedeckt. Im Jahr 2005 verteilte sich der Primärenergieverbrauch in Deutschland wie folgt:
- Erdöl 36 %
- Kohle 24 %
- Erdgas 23 %
- Kernenergie 13 %
- Erneuerbare Energien 4 %.
Obwohl die fossilen Energieträger zurzeit die wichtigsten Energielieferanten sind, weisen sie doch einige Nachteile auf. Erdöl, Kohle und Erdgas sind begrenzte Rohstoffe, das heißt, in Zukunft wird man sie nicht mehr fördern können. Zudem wirken sich die fossilen Energieträger negativ auf das Weltklima aus, weil der Ausstoß an Kohlendioxid sehr hoch ist. Auch die Kernenergie hat Nachteile. Sie ermöglicht zwar eine relativ stabile Energieversorgung, aber das Sicherheitsrisiko ist hoch und die Frage, wo man die radioaktiven Abfälle lagern kann, ist noch immer ungeklärt.
Aufgrund dieser Nachteile ist man auf der Suche nach alternativen Energiequellen. Eine Möglichkeit stellt die Energiegewinnung aus so genannten Energiepflanzen dar. Energiepflanzen sind Pflanzen, die sich besonders gut für die energetische Nutzung eignen und die mit dem Hauptziel der Energienutzung angebaut werden. Die Energie wird durch Verbrennung gewonnen und in Form von Wärme, Strom und Treibstoffen genutzt.
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DSH Beispiel |
Auf den ersten Blick scheint die Energieerzeugung aus pflanzlichen Rohstoffen viele Vorteile zu haben. Die Befürworter der Energie aus Pflanzen nennen vier wichtige Argumente:
Das erste Argument ist: Bei der Verbrennung von Pflanzenmaterial kann nicht mehr CO2 entstehen, als die Pflanzen während ihres Wachstums aufgenommen haben. Da die Pflanzen nur eine kurze Wachstumsdauer haben, nehmen sie auch nicht viel CO2 auf und geben deshalb bei ihrer Verbrennung auch nur wenig CO2 in die Atmosphäre ab. Dies bezeichnet man als „klimaneutral“, denn es hat keine Auswirkungen auf das Klima. Im Vergleich dazu dauert die Erzeugung von Energieträgern in der Erde, also von Kohle, Gas und Öl, sehr lange. 500 000 Jahre braucht die Erde, bis sie die Menge an Energieträgern erzeugt hat, die wir in einem einzigen Jahr verbrennen. Dass wir die fossilen Energieträger viel schneller verbrauchen, als die Erde sie produziert, bringt ein großes Problem mit sich: Beim Verbrennen von Kohle, Gas und Öl setzen wir in kürzester Zeit das CO2 frei, das die Natur in all den Jahrtausenden gesammelt hat. Die Folge: Die große Menge an freigesetztem CO2 macht die Erde zum Treibhaus. Diese Gefahr könnten wir durch den Einsatz der „klimaneutralen“ Energiepflanzen reduzieren.
Als zweites Argument wird genannt, dass die Energieversorgung durch pflanzliche Rohstoffe auch auf lange Zeit gesichert ist. Denn Energiepflanzen sind ein schnell nachwachsender Rohstoff und deshalb im Gegensatz zu fossilen Energieträgern unbegrenzt.
Es gibt drittens auch einen wichtigen politischen Grund für die Förderung von Energiepflanzen: Die Politiker haben die Hoffnung, dass sich Europa durch die Energiegewinnung aus Pflanzen vom Erdöl und den Erdöl exportierenden Ländern unabhängig machen könnte. Schon im Jahr 2010 will Europa den Import von fossilen Energieträgern von 48 auf 42 Prozent reduzieren.
Viertens kommt noch ein wichtiges ökonomisches Argument hinzu. Für den Anbau von Energiepflanzen muss die Landwirtschaft intensiviert werden. In Europa könnten dadurch ca. 250 000 neue Arbeitsplätze im Bereich der Landwirtschaft geschaffen werden.
Doch in letzter Zeit gibt es immer mehr Menschen, die davor warnen, dass die Nutzung der Energie aus Pflanzen zu ökologischen und ökonomischen Problemen führen kann. Die Kritiker haben drei entscheidende Gegenargumente:
1. Bei genauerem Hinschauen ist die Energie aus Pflanzen keineswegs klimaneutral, und zwar aus zwei Gründen: Zunächst wird beim Anbau von Energiepflanzen und für deren Weiterverarbeitung viel fossile Energie aufgewendet. Denn damit die Pflanzen gut wachsen können, setzt man Pestizide und Düngemittel ein, die industriell hergestellt werden. Für die Produktion dieser Chemikalien werden aber heutzutage fossile Energien verwendet. Außerdem erzeugt das Düngemittel, das meist benutzt wird, ein gefährliches Gas, das in die Atmosphäre entweicht. Dieses Gas (Distickstoffmonoxid) ist ein 300-mal stärkeres Treibhausgas als Kohlendioxid und damit für das Klima extrem schädlich.
2. Auch Pflanzen sind ein begrenzter Rohstoff, denn beispielsweise in Deutschland gibt es gar nicht genug Platz, um so viel Energiepflanzen anzubauen, wie benötigt werden. Deshalb muss man sie aus anderen Ländern importieren. Das Problem: Gerade in ärmeren Ländern wird der Anbau von Energiepflanzen dazu führen, dass weniger Nahrungsmittel produziert werden. Statt Getreide anzubauen, das der Ernährung der Menschen dient, bauen viele Bauern jetzt Energiepflanzen an. Dadurch werden die Nahrungsmittel immer knapper und immer teurer. Ein Beispiel hierfür ist Mexiko. Dort verdoppelte sich innerhalb weniger Wochen der Preis für Tortillas, ein Grundnahrungsmittel des Landes, das aus Mais hergestellt wird. Der Grund hierfür ist, dass die USA den Mais aufkaufen, um Treibstoff daraus herzustellen. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft wird außerdem die Wasserversorgung noch mehr gefährdet, als sie es jetzt schon ist. Das „Internationale Institut für Wasserwirtschaft“ in Sri Lanka weist darauf hin, dass beim Anbau von Pflanzen für einen einzigen Liter Biotreibstoff bis zu 3500 l Wasser verbraucht werden. Schon heute haben 1 Milliarde Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Man befürchtet, dass sich diese Situation durch den Anbau von Energiepflanzen weiter verschlechtern wird.
3. Die Nutzung des Bodens für den Anbau von Energiepflanzen bringt ein weiteres Problem mit sich. In subtropischen Ländern wird der kostbare Regenwald abgeholzt, um Platz für den Anbau von Energiepflanzen zu schaffen. Dies hat katastrophale Folgen, denn dadurch wird der Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten zerstört, die in der Folge vom Aussterben bedroht sind.
Insgesamt zeigt sich, dass der Anbau von Pflanzen zur Energiegewinnung viele Probleme mit sich bringt. Experten meinen, dass die Zukunft stattdessen der Energieerzeugung aus landwirtschaftlichen Abfallprodukten gehört. Dieses Verfahren wird in ca. 10 Jahren konkurrenzfähig sein. (6312 Zeichen)
Quellen:
Christoph Seils: „Alles Bio oder was?“ Zeit online vom 11.4. 2007
Dirk Asendorpf: „Viel Mist gemacht“ Zeit online vom 23.11. 2006
Ulli Kulke, „Warum der Biosprit-Boom die Umwelt zerstört“, Welt online vom 6.12. 2007
Daten zum Primärenergieverbrauch: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
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