DSH Beispiel 12
DSH Beispiel Tu Clausthal
I. Hörverstehen
Mülltonne statt Teller – die große Lebensmittelverschwendung
Sehr geehrte Damen und Herren,
wissen Sie, wie viel Prozent Ihrer Lebensmittel Sie wegwerfen? Eine aktuelle Studie belegt, dass es viel mehr ist, als die Menschen selbst glauben. Dabei ließe sich die Hälfte der Lebensmittelabfälle leicht vermeiden. In meinem Vortrag geht es genau um diese Fragen: Wie viele Lebensmittel landen jährlich im Müll? Was sind die Ursachen für diese große Verschwendung? Und welche Maßnahmen könnte man ergreifen, um die Menge der Lebensmittelabfälle zu reduzieren?
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1. Wie viele Lebensmittel werfen die Deutschen weg?
In Deutschland landen jährlich 11 Millionen Tonnen Essen auf dem Müll. Den größten Anteil haben hierbei Privathaushalte mit 61 % oder 6,67 Millionen Tonnen. An zweiter Stelle stehen die Großverbraucher, das heißt Restaurants, Kantinen und Krankenhausküchen mit 17,2 % bzw. 1,9 Millionen Tonnen. Die Lebensmittelindustrie trägt mit 17 % oder 1,85 Millionen Tonnen zu den Lebensmittelabfällen bei. Für etwa 5 % oder 550.000 Tonnen Lebensmittelabfälle ist der Handel verantwortlich.
Zu diesem Ergebnis kamen Forscher der Universität Stuttgart in einer Studie aus dem Jahr 2012. Sie unterscheiden bei Lebensmittelabfällen zwischen vermeidbaren, teilweise vermeidbaren und nicht vermeidbaren Lebensmittelabfällen. Unter vermeidbaren Abfällen verstehen sie Lebensmittel, die zum Zeitpunkt der Entsorgung noch essbar gewesen wären. Manche Menschen werfen zum Beispiel ungeöffnete Wurstpackungen weg, weil bald das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht ist und man lieber wieder frische Ware kauft. Teilweise vermeidbare Lebensmittelabfälle sind solche, die aufgrund unterschiedlicher Essgewohnheiten der Verbraucher auf dem Müll landen. So gibt es beispielsweise Menschen, die den Rand des Brotes nicht mitessen, sondern abschneiden und wegwerfen. Bei nicht vermeidbaren Abfällen handelt es sich um nicht essbare Bestandteile der Nahrung, zum Beispiel um Bananenschalen oder Knochen.
Die Forscher der Uni Stuttgart haben nun festgestellt, dass 65 % der Lebensmittelabfälle in Privathaushalten völlig oder zumindest teilweise vermeidbar wären. Aber warum werden Lebensmittel weggeworfen? Damit kommen wir zu unserem nächsten Punkt, nämlich
2. zu den Ursachen für die Lebensmittelverschwendung
Nicht nur die Privathaushalte sind für die Lebensmittelabfälle verantwortlich. Die Studie zeigt vielmehr, dass Lebensmittelabfälle in der gesamten Kette vom Anbau der Nahrungsmittel bis zum Endverbraucher anfallen, das heißt bei der Lebensmittelproduktion, im Handel und in privaten Haushalten. Die einzelnen Stationen wollen wir uns nun genauer anschauen.
Bei der Lebensmittelproduktion werden Lebensmittel weggeworfen, wenn sie nicht den geforderten Produkt- und Qualitätseigenschaften entsprechen. Beispielsweise schreibt die Europäische Bananenverordnung genau vor, wie lang und wie dick eine Banane sein muss, damit sie in der Europäischen Union verkauft werden darf. Bananen, die diese Anforderungen nicht erfüllen, landen auf dem Müll. Zudem werden große Teile der für die Lebensmittelindustrie hergestellten Nahrungsmittel in Entwicklungsländern produziert. Dort fehlen den Kleinbauern oft das Wissen und die Technik, um die Nahrungsmittel richtig zu lagern und zu transportieren. Zusätzlich fördern die klimatischen Bedingungen in den südlichen Ländern die Verderblichkeit der Produkte. Wenn Zwischenhändler den Kleinbauern ihre Produkte nicht abkaufen, weil diese den Erwartungen der Käufer nicht entsprechen, bedeutet dies für die Bauern und ihre Familien oft existenzielle Not und Hunger.
Auch im Handel, das heißt in Supermärkten und anderen Geschäften, werden viele Lebensmittel weggeworfen. Dies liegt vor allem am Konsumverhalten der Kunden, die hohe Anforderungen an die Qualität und Frische sowie an das Aussehen der Lebensmittel stellen. Fehlende Frische oder kleine „Schönheitsfehler“ der Produkte führen dazu, dass Lebensmittel häufig nicht mehr verkauft werden können. Zudem erwartet der Kunde nicht nur perfekte Produkte, sondern auch ein perfektes Angebot bis kurz vor Ladenschluss. Deshalb sind die Regale oft bis zum Abend, wenn die Geschäfte schließen, noch voll. Nicht verkaufte Frischware muss dann weggeworfen werden.
Der größte Teil der Lebensmittelabfälle kommt jedoch, wie bereits erwähnt, in privaten Haushalten vor. Die Ursachen für die Lebensmittelverschwendung sind vielfältig. Ein wichtiger Grund ist, dass in Deutschland Lebensmittel nicht genügend wertgeschätzt werden, was eine Folge der ständigen Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln und der niedrigen Preise ist. In Deutschland werden nur 10 bis 12 % des Einkommens für Lebensmittel ausgegeben, während in vielen Entwicklungsländern dieser Anteil wesentlich höher liegt, nämlich bei 60 bis 70 % des Einkommens. Weil das Essen in Deutschland so günstig ist, hat man auch weniger Hemmungen, es wegzuwerfen. Ein weiteres Problem ist das Mindesthaltbarkeitsdatum, das auf den Produktverpackungen aufgedruckt ist. Hierbei vergessen viele Menschen, dass es sich um ein Mindestdatum und nicht um das Wegwerfdatum handelt. Das Datum zeigt lediglich an, dass das Produkt bis dahin ohne wesentliche Geschmacksveränderungen und Qualitätsverschlechterung verwendet werden kann. Aber auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums sind die meisten Produkte noch essbar.
3. Welche Maßnahmen könnte man gegen die Lebensmittelverschwendung ergreifen?
Lebensmittelabfall sollte in allen drei Stationen der oben besprochenen Lebensmittelkette reduziert werden. Die Politik könnte die vielen Verordnungen für das Aussehen von Lebensmitteln überprüfen. Beispielsweise hat man die Verordnung, die den Verkauf krummer Gurken verbietet, bereits abgeschafft. Der Handel könnte Produkte, deren Mindesthaltbarkeitsdatum bald erreicht ist, zu günstigeren Preisen verkaufen oder sogar verschenken. Damit Verbraucher Lebensmitteln mehr Wertschätzung entgegenbringen, hat die Bundesregierung eine Kampagne gestartet, in der sie Tipps zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen gibt. Beispielsweise soll der Verbraucher geplant einkaufen, die Haltbarkeit prüfen, passende Mengen kaufen, Vorräte richtig einschätzen und Reste weiterverwenden.
Trotz aller Maßnahmen ist eine vollständige Vermeidung von Lebensmittelabfällen nicht möglich. Auch in Zukunft wird es Lebensmittelabfälle geben – die aber vielleicht sinnvoll genutzt werden könnten. Beispielsweise können Lebensmittelabfälle in Biogasanlagen zur Erzeugung regenerativer Energie eingesetzt werden. Eine andere Möglichkeit besteht darin, noch essbare Lebensmittel, die aber nicht mehr verkauft werden können, an soziale Einrichtungen zu spenden. Diese so genannten „Tafeln“, von denen es in Deutschland bereits 870 gibt, sammeln qualitativ gute Lebensmittel, die sonst im Müll landen würden, und verteilen sie kostenlos an sozial und wirtschaftlich Benachteiligte.
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Quellen:
Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschläge zur Verminderung der Wegwerfrate bei Lebensmitteln in Deutschland, hg. v. Institut für Siedlungswasserbau, Wasssergüte- und Abfallwirtschaft, im Internet unter: https://www.zugutfuerdietonne.de/uploads/media/Studie_Lebensmittelabfaelle_Kurzfassung_02.pdf
Wegwerfgesellschaft. So landet die Nahrung in der Tonne. In: Financial Times Deutschland vom 13.3.2012, im Internet unter http://www.ftd.de/politik/deutschland/:wegwerfgesellschaft-so-landet-die-nahrung-in-der-tonne/70007789.html
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